Cecily Brown: brit.-amerikanische Malerin der Gegenwart | ARTinWORDS (2024)

Wer ist Cecily Brown?

Cecily Brown (*1969, London) ist eine britisch-amerikanische Malerin der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst), die seit 1995 in New York lebt. Brown ist eine der zentralen Künstlerinnen für die Wiedererstarkung der Malerei seit den 1990er Jahren. Indem sie Abstraktion und Figuration miteinander verschleift, erschafft Cecily Brown Bilder menschlicher Körper, häufig fragmentiert und in erotischen Posen inmitten von Farbnebeln. Brown zollt der Verführungskunst der Malerei täglich Tribut und bezieht sich auf unterschiedlichste Künstler der Kunstgeschichte. Neben Hieronymus Bosch, Francisco de Goya und William Hogarth verarbeitet sie auch Fotografien aus den Medien wie Erotika und p*rnobilder.

Kindheit und Ausbildung

Cecily Brown wurde 1969 als Tochter der schottischen Schriftstellerin Shena Mackay (*1944) und ihres Ehemannes Robin Brown in London geboren. Erst im Alter von 21 Jahren erfuhr Cecily, dass der britische Kunstkritiker David Sylvester ihr leiblicher Vater ist.

Cecily Brown studierte Kunst an der Londoner Slade School of Art, das sie 1993 mit dem Bachelor of Arts abschloss. Im Jahr 1995 zog sie nach New York.

Werke

Ende der 1990er Jahre erregten Cecily Browns großformatigen, expressiven Bilder mit erotischen Szenen Aufsehen. Die Malerin beschreibt ihre malerische Praxis wie folgt:

„Ich benutze erotische Fotografien, um den Körper zu studieren. Dabei interessiert mich der emotionale Gehalt dieser Vorlagen.“

Cecily Brown ist eine Malerin im traditionellen Sinn. Dennoch hat ihre Beziehung zu den Alten Meistern nichts mit einer rückwärtsgewandten Sicht oder Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Welt zu tun. Stattdessen bedient sie sich des Figurenrepertoires ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Die Werke der Ausstellung im dänischen Louisiana zitieren einige der bekanntesten Meisterwerke der Kunstgeschichte. Vor allem ihre Arbeiten auf Papier offenbaren, wie lang die Liste der Vorbilder ist: Tizians „Raub der Europa“, Hieronymus Boschs „Versuchung des Hl. Antonius“, Pieter Bruegels „Kampf zwischen Karneval und Fasten“ (→Pieter Bruegel d. Ä.: Werk und Leben), El Grecos „Laokoon“, Gian Lorenzo Berninis „Apollo und Daphne“, Antoine Watteaus „Die Einschiffung nach Kythera“, William Hogarths „Analysis of Beauty“, Théodore Géricaults „Das Floß der Medusa“, Eugène Delacroix‘ „Der Tod des Sardanapal“, Edgar Degas‘ „Kampf der Spartanerinnen“ oder Edouard Manets „Das Frühstück im Grünen“.

„Ich stehle Figuren aus allen Momenten der Kunstgeschichte“, erzählt die Künstlerin. Historische Höllendarstellungen begeistern sie maßlos. Diese Figuren kombiniert Cecily Brown mit Szenen aus der Pop-Kultur und Tageszeitungen. So findet man in ihren Bildern immer wieder Menschen, die beim Akt des Schauens gezeigt werden und vielfach aus dem Bild heraus auf das Publikum blicken. „Malerei ist nicht nur ein Akt des Sehens, sondern des Machens. Die Malerin reproduziert die Welt nicht, sondern sie schafft sie“, fasst Kurator Anders Kold Werkprozess und -genese Cecily Browns pointiert zusammen. Allerdings erzählt die in New York lebende Malerin damit keine konzise Geschichte, sondern verbindet verschiedene Momente in einem Gemälde, denn: „Ich denke mehr in Geschichtsblitzen [flashes of story].“

Was sagt ein Titel aus? Nichts und alles!

Der Titel jedes einzelnen Werks ist genauso offen wie mysteriös. Cecily Brown verleiht sie ihren Bildern erst zum Schluss, wobei sie diese den Gemälden teils assoziativ, teils zufällig aus einer bereits existierenden Liste mit interessanten Gedankengängen zuordnet. „Wo, wann, wie oft und mit wem“ ist eine Aneinanderreihung von Fragewörtern ohne ein Verb und ohne Fragezeichen. Die Worte umkreisen ein leeres Zentrum, benennen es nicht. Mit der Wortfolge spielt Cecily Brown an Paul Gauguins symbolistische, ebenfalls quergelagerte Komposition an (→Paul Gauguin. Werke aus der Südsee):

„Ich hatte den Titel „Where, When, How Often an with Whom“ schon seit einiger Zeit aufgeschrieben gehabt. Und es schien mir angemessen. Wegen einer Sache mochte ich ihn sehr für dieses Gemälde, das war die Assoziation mit Gauguin, nicht als eine physische Erinnerung an sein Gemälde, aber ich habe immer den Gauguin Titel „Where Do We Come From? What Are We? Where Are We Going?“ (Cecily Brown)

Interessanterweise macht die britische Malerin keine Studien nach Max Beckmann, Willem de Kooning, Joan Mitchell, Philip Guston undFrancis Bacon oder ihren Zeitgenossen (wenn auch Bacons verzerrte Gesichter Brown deutlich beeinflussten). Dennoch steht sie in der Tradition der Malerei des 20. Jahrhunderts, die zwischen Figur und Abstraktion changiert, das Großformat beschwört, keine kongruenten Geschichten mehr kennt. Die Figuren versinken in Farben bzw. tauchen auf diesen wieder auf, häufig in pastoralen englischen Landschaften, verschiedenen Interieurs oder in der Nähe von Wasser positioniert. Manchmal gibt es in ihren Werken erotische Andeutungen, die durch Leerstellen Unbeständigkeit, Zerbrechlichkeit und Verwandlung mittransportieren. Dabei spielt der physische Akt des Malens einen wichtigen Beitrag zur Entstehung der Werke:

„Die Leute vergessen, wie physisch das Malen ist, sogar im mittleren und kleinen Format. Aber es ist diese Ehe zwischen deinem Geist und deinem Körper. Wenn man am Morgen ins Atelier geht, muss man spüren, dass man die physische Energie mitbringt, um es anzupacken. Und wenn man die nicht hat, dann sollte man etwas anderes machen. Man muss sehr präsent sein, physisch. Über die Jahre denke ich mehr und mehr, dass die Malerei sowohl dem Tanz als auch der Dichtkunst am nächsten steht.“ (Cecily Brown)

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